November – Kalender 2014

Archiv Illustration

Jahreskalender 2014, illustrierte Kindheitserinnerungen, Workoholic Personaldienste (Idee: Josephine Raab und Dr. Ümit Öztoprak, Gestaltung: Anais Edely)

November – meine Mutter liest meinem Bruder und mir vor.
Der Text auf der Rückseite:
„Als Kind dachte ich immer, wir wären die einzige Familie in der Bundesrepublik, die keinen Fernseher hat. Vielleicht war es auch so. Dafür haben unsere Eltern, besonders unsere Mutter, meinem Bruder und mir oft vorgelesen. Ich erinnere mich an Märchen vom Rübezahl, oder an „Mio, mein Mio“ und „Die Brüder Löwenherz“ von Astrid Lindgren. Aus „Ruf der Wildnis“ von Jack London, weiß ich immer noch bestimmte Details, ebenso aus „Momo“ von Michael Ende. Meine Mutter las uns auch Gruselgeschichten vor, von Edgar Allan Poe zum Beispiel, die meistens in einer düsteren, veregneten Stadt spielten, in welcher der Ich-Erzähler von seiner engen Dachkammer aus seltsame Beobachtungen macht und sich nach und nach in seltsamen Ereignissen und seiner verspulten Gedankenwelt verliert. Jedes Jahr, wenn es auf Weihnachten zuging, wurde „Die Schatzinsel“ von Robert Louis Stevenson gelesen. Als ängstliches Kind mochte ich den vernünftigen Dr. Lifsey sehr, wie er einen betrunkenen Piraten in seine Schranken weist, der in einem Gasthaus Randale machen will. Oder den armen Ben Gunn, der vor Einsamkeit auf der Schatzinsel ein bisschen irre geworden zu sein schien… Wir saßen in unserem Wohnzimmer, durften Chips essen und Mama las vor.“